Als Kind häufig umgezogen habe ich meine Liebe fürs Reisen, Bewohnen und Bearbeiten anderer Länder mit 17 Jahren wiederentdeckt und bis heute mit Freude und Begeisterung ausgelebt.
Was mich immer am meisten daran faszinierte irgendwo frisch anzufangen, war die Tatsache, dass ich mich jedes Mal wieder neu erfinden konnte.
In Teenager-Jahren eher aus dem Antrieb heraus, nicht mehr als Goth, Hippie (oder was auch immer ich mir ausgesucht hatte) zu gelten, später in charakterlich experimenteller Form in der ganzen Bandbreite.
Ich wollte wissen, was wohl passieren würde, wenn ich mich zum Beispiel dazu entschied in enger Gemeinschaft mit vielen Menschen zu wohnen und absolut offen mit meinen Gefühlen umzugehen oder, die andere Seite, mich ganz in die Natur zurückzuziehen und eine Weile lang für mich selber zu sein.
Was mir all dieser Erfahrungen gezeigt haben ist, dass mein Wesen nicht in Stein gemeißelt ist und dass ich mich dazu entschließen kann, mein Leben auf eine gewisse Art und Weise zu erträumen, zu gestalten und zu verkörpern.
Mit 29 Jahren traf ich einen wunderbaren Mann und meinen Ex-Liebsten in einem Yoga-Seminarhaus in Norddeutschland und ein Jahr später waren wir schwanger.
Unser 10jähriger Sohn ist inspirierter Performer, Gamer und Perkussionist und für mich der tiefste, ehrlichste, strengste und liebevollste Lehrer überhaupt. Wieder und wieder erinnert er mich daran, dass so manches meiner Muster ausgedient hat und es an der Zeit ist eine neue Qualität einzuladen, sei es Stärke, Verlässlichkeit, manchmal Strenge und immer die Liebe.
2016 hat sich dann der tiefe dunkle Winter in mir gespiegelt und mich in ein genauso tiefes und dunkles Loch aus Erschöpfung und Depression versinken lassen.
Ich erinnere mich nur mehr vage an diese Zeit, an Tränen und Dumpfheit.
Und dann, an diesen einen besonderen Abend in der Badewanne, mit Kerzen und Duft.
Und es stieg ein Lied auf aus der Tiefe:
„Ancient mother, I hear you calling. Ancient mother, I hear your song.“
Und da bin ich eingetaucht, in diese Tiefe, anstatt ihr auszuweichen. Bin ganz nach innen in den Schmerz, die Trauer, die Leere und habe sie alle zugelassen.
Und durch dieses Zulassen und Annehmen, ganz unten am Meeresgrund meiner Selbst, konnte ich wieder aufsteigen und hörte leise:
„Ich hab Dich nicht begraben. Ich hab Dich gepflanzt.“
Die Werkzeuge, die mir beim Wiederauferstehen und Wachsen die größten Helfer waren und nach wie vor sind, sind
Kreativität, Frauengemeinschaft und das Vertrauen in mich selbst.
Durch Lied, Tanz, Schreiben, Malen, Austausch, Lauschen, Annehmen, Forschen und befreites Yoga hat sich mir eine neue Welt, eine neue innere Landschaft eröffnet. Eine, die eigentlich schon immer da war, in mir drinnen, aber nie die Aufmerksamkeit bekommen hat, die sie verdiente.
Zu diesem Zeitpunkt habe ich mich dazu entschlossen, ein Leben zu gestalten, im Einklang mit meiner weisen, zyklischen Inneren Frau.
Jeden Tag aufs Neue versuche ich meine Rollen zu verbinden - als Partnerin, Mutter, Lehrerin, Freundin, Tochter - und all die Bereiche meiner inneren Landschaft zu pflegen, zu gießen und zu jäten, sowohl die Wilden als auch die Zahmen.
Dort, wo sie verschmelzen, da wohnt meine InnerFrau.
Dieses pulsierende Zentrum ist es, das mir den Antrieb gibt, an jedem Tag mein Leben so zu gestalten, wie ich am Ende davon darauf zurück blicken möchte.
Ja, manchmal ist es schwierig und ich fühl mich zu klein für die Aufgaben, die auf mich zukommen.
Und dann kehre ich ein, werde still, verbinde mich mit meinen weiblichen Rhythmen und vertraue darauf, dass lebendige Weisheit in mir wohnt, auch wenn ich sie im Moment vielleicht nicht spüren kann.
Und ich entschließe mich dazu, mein Leben und jeden Atemzug zu füllen mit
Mut und Anmut
Vertrauen und Wahrheit
Neugier und Freude
Stärke und Weichheit
und mit LIEBE.
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